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St. Johannes Apostel

Unterliederbach

Montag der 2. Woche der Fastenzeit

wußten sie schon

       wußten sie schon
dass die nähe eines menschen gesund machen
krank machen tot und lebendig machen kann

       wußten sie schon
dass die nähe eines menschen gut machen
böse machen traurig und froh machen kann

       wußten sie schon
dass das wegbleiben eines menschen sterben lassen kann
dass das kommen eines menschen wieder leben läßt

       wußten sie schon
dass die stimme eines menschen einen anderen menschen
aufhorchen läßt der für alles taub war

       wußten sie schon
dass das wort oder das tun eines menschen
wieder sehend machen kann
einen der für alles blind war der nichts mehr sah
der keinen sinn mehr sah in dieser welt und in seinem leben

       wußten sie schon
dass das anhören eines menschen wunder wirkt

Wilhelm Willms

Herbert Wilfart (Red.), Verzaubert hast Du mich. Mit Bildern von Sieger Köder,
Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 1997, 12.

Werk der Barmherzigkeit: Ich suche dich auf

Wer Erbarmen hat mit dem Elenden,
leiht dem Herrn;
er wird ihm seine Wohltat vergelten.

Sprichwörter 19,17

Wer krank ist, erfährt die Begrenztheit des Lebens, ist auf sich selbst zurückgeworfen und gleichzeitig auf die Hilfe anderer angewiesen. Wenn der Kranke zu verzweifeln droht, halten Angehörige und Freunde die Hoffnung für ihn aufrecht. Sie vertrauen ihn so der Barmherzigkeit Gottes an. Gott wendet Krankheit nicht ab. Er beantwortet die Fragen nach dem „Warum“ nicht. Doch die Zusage von Jesus gilt: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Gefangenschaft kennt ganz unterschiedliche Formen: Die eine ist das Verbüßen einer vom Gericht verhängten Strafe. Der Besuch von Verwandten kann den Gefangenen helfen, die schwere Zeit zu durchstehen. Gefangen-Sein zeigt sich aber auch in Einsamkeit und im Fernbleiben vom öffentlichen Leben, es ist eine Gefangenschaft in sich selbst und der eigenen Lebenssituation. Wer um solche Menschen weiß, handelt barmherzig, wenn er den ersten Schritt macht, auf sie zugeht, einen Besuch vereinbart, das Gespräch sucht und Möglichkeiten eröffnet, wieder an der Gemeinschaft teilzunehmen.

Das Zuhören ist der Schlüssel zur Barmherzigkeit, denn Gott steht an der Seite, wenn die bittere Klage der Kranken und Gefangenen ins Wort findet – und manchmal kann nur Aushalten, menschliche Nähe, Schweigen und Gebet die Antwort sein. Ein großes Geschenk ist es, neuen Lebensmut zu sehen, der die Einsamkeit durchbricht und gleichsam Fesseln löst. Zuweilen taucht in schier ausweglosen Situationen die Frage auf, was denn solche Zuwendung „bringt“, ob sie nicht vielmehr vergeblich ist: Gott vergilt jede Mühe, selbst diejenige, die vordergründig keinen Erfolg zu haben scheint.

Zweiter Fastensonntag

Der Engel der Barmherzigkeit

Wenn wir mit uns barmherzig umgehen, dann können wir auch die Barmherzigkeit anderen gegenüber lernen.

Ich kenne viele Menschen, die sich barmherzig für kranke und einsame Menschen einsetzen, die aber ganz und gar unbarmherzig mit sich selbst umgehen. Für jeden andern Menschen haben sie ein Herz, nur für sie selbst ist kein Platz mehr in ihrem Herzen.

Da zwingen sie sich, alle eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, nur um für die andern dazusein. Doch solche Unbarmherzigkeit sich selbst gegenüber wird auch die Hilfe andern gegenüber verfälschen. Da wird sich in meine Liebe ein Besitzanspruch einschleichen. Da bin ich dann ärgerlich, wenn meine übergroße Liebe nicht honoriert wird.

Damit ich den andern von Herzen liebe, damit ich wirklich ein Herz für ihn oder sie haben kann, muß ich zuerst selbst in Berührung kommen mit meinem Herzen, muß ich mein Herz zunächst all dem Armen und Unglücklichen in mir zuwenden. Dann kann ich barmherzig sein.

Dann werde ich andere nicht verurteilen, sondern ich werde sie gerade mit all dem Unglücklichen, Zerrissenen, Elenden, Unansehnlichen in mein Herz aufnehmen. Dann wird meine Hilfe ihnen kein schlechtes Gewissen vermitteln. Sie werden vielmehr Platz und Heimat finden in meinem Herzen.

Anselm Grün

Anselm Grün, 50 Engel für das Jahr. Ein Inspirationsbuch,
Freiburg i.Br.: Herder 1997, 138f.

Samstag der 1. Woche der Fastenzeit

Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. 

Mt 13,3b 

großzügigkeitsblues

ob zurück 
etwas kommt 
frag nicht 

du allein gib 
streu aus 
das gegebene 

dein vermögen 
leg an 
im jetzt 

setz alles 
unbedacht 
aufs hier 

100-facher 
ertrag erwächst 
unbesehen

Engelbert Birkle

Engelbert Birkle, dem wort nach. lyrische entdeckungen zur
biblischen botschaft, Würzburg: Echter 2014, 26.

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Freitag der 1. Woche der Fastenzeit

eucharistie

essen ist wichtig
es verbindet menschen
es verbindet geschichten
es hilft beim erinnern

essen ist wichtig
es hilft beim erinnern
was uns verbindet
wer mit uns is(s)t

essen ist wichtig
essen mit sündern
und essen mit erlösten
meistens ist das das gleiche

essen ist wichtig
mit DIR HERR
weil DEINE gegenwart spürbar wird
und alle satt werden

essen ist wichtig
es verbindet GOTT und menschen
es verbindet geschichten
es hilft beim erinnern

und beim vergegenwärtigen

Wolfgang Metz

Wolfgang Metz, die liebe CHRISTI drängt uns. Gedichte,
Würzburg: Echter 2015, 85.

Donnerstag der 1. Woche der Fastenzeit

Eschatologische Zuständigkeit

aller augen warten auf uns 
dass wir ihnen speise geben 
zur rechten zeit 
untätig nach oben zu verweisen 
füttert nur das elend 
während die elenden hungern

Bruno Pockrandt

Bruno Pockrandt, „… etwas Besseres als den Tod findest du überall!“.
Notate zu Flucht und Zuflucht, Offenbach: Offenbacher Editionen 2015, 76.

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