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St. Johannes Apostel

Unterliederbach

Dienstag der 3. Woche der Fastenzeit

Die Zweifelnde

Daß ich so bald vertrauend bin,
kann ich dir nicht versprechen.
Ich gab mein Leben gläubig hin
Und sah es dann zerbrechen.

Ich will ja nur ein kleines Stück,
geheilt von deinen Händen,
als neues Unterpfand zurück.
Dann mag es milder enden

Jochen Klepper

Jochen Klepper, Ziel der Zeit. Die gesammelten Gedichte,
Bielefeld: Luther-Verlag 1980, 21.

Montag der 3. Woche der Fastenzeit

Gaudeamus

wann habe ichpixabay people 2583943 1920
mich zuletzt gefreut
wann bin ich
zum letzten mal aufgelebt
habe zum letzten mal
das grau übersprungen
im dunst die farben geahnt
wann gab ich der trauer
den abschiedskuss
noch immer tief verbunden
doch schon auf dem weg
in hellere gefilde
mit lachendem mund
wann habe ich zuletzt
den grund gespürt
der mich trägt
mich bewahrt
mich hält

Bruno Pockrandt

Bruno Pockrandt, Eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz.
Unterwegs von Advent zu Advent, Offenbach: Offenbacher Editionen 2014, 26.

Werk der Barmherzigkeit: Ich stehe dir bei in deiner Not

Selig die Trauernden,
denn sie werden getröstet werden.

Matthäus 5,4

Trauer und Zweifel treten häufig gemeinsam auf, je tiefer die Trauer, desto verzweifelter ist der trauernde Mensch. Nichts vermag mehr zu tragen, alle Verlässlichkeiten scheinen entschwunden, ein dunkler Schatten liegt über dem Leben, Einsamkeit greift Raum.

Trauer kann alle Menschen treffen: durch den Tod lieber Menschen, in Situationen der Trennung, beim Verlust des Arbeitsplatzes, wenn die Lebensaufgabe genommen ist, die Zukunftsplanung zerrinnt. Wer Trauer überwinden helfen und Hoffnung schenken möchte, muss die bittere Situation der Trostlosigkeit aushalten, geduldig zuhören, das Leid mittragen und dem Verzweifelten nahe bleiben – ohne zeitliche Begrenzung.
Das Wort Jesu in der Bergpredigt: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,5) kann dabei Zuversicht schenken. Situationen, die auf Erden nicht lösbar sind, dürfen Gott in die Hände gelegt werden, im Vertrauen darauf, dass er es ist, der „alle Tränen abwischt“ (Offb 7,17).

Es ist gar nicht so einfach, Zweifelnden mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Bei praktischen Fragen helfen Lebens- und Glaubenserfahrung, immer wissend, dass der Mensch, der Rat sucht, in der Annahme der Ratschläge frei ist – sie sind nur ein Angebot. In Lebenssituationen, in denen grundsätzliche Entscheidungen anstehen, geht es um mehr. Da ist es wichtiger, die richtigen Fragen zu stellen als vorschnell Antworten zu geben: „Wer bin ich? Woher komme ich und wohin gehe ich? Warum gibt es das Böse? Was wird nach diesem Leben sein?“ (Johannes Paul II, Enzyklika Fides et Ratio Nr. 1).

Dritter Fastensonntag

Klopfzeichen

in der Traurigkeit
für die du keinen Namen findest

in der Unruhe
die dich ziellos umhertreibt

in den Träumen
die dir schlaflose Nächte bereiten

in dem Heimweh
das dich zu Hause befällt

in der Sehnsucht
die ausufert nach immer mehr

in all deinem Nichtfinden
da sucht ER dich

Andreas Knapp

Andreas Knapp, Weiter als der Horizont. Gedichte über alles hinaus,
Würzburg: Echter 2002, 32.

Samstag der 2. Woche der Fastenzeit

annäherung an die wirklichkeit

nicht durchblicken
sondern anblicken

nicht im griff haben
vielmehr ergriffen sein

nicht bloß verstehen
auch zu dir stehen

nicht durchschauen
einfach nur anschauen

so werden wir wirklich
wir

Andreas Knapp

Andreas Knapp, Gedichte auf Leben und Tod,
Würzburg: Echter 2008, 38.

Freitag der 2. Woche der Fastenzeit

Ein Mensch blüht auf

Was gibt es Schöneres als die Anteilnahme am Aufblühen eines Menschen! Das Leben kann uns viel zumuten, uns verhärten und misstrauisch werden lassen.

Welch ein Glück, wenn Menschen dank einer Atmosphäre des Vertrauens sich ansehen lassen und ihren verschlossenen Blick öffnen.

Welch ein Glück, wenn Menschen ihren Schmerz, ihre Enttäuschung anderen mitteilen können und dadurch innere Heilung erfahren.

Welch ein Glück, wenn Menschen spüren, dass sie nicht auf ihre Mängel reduziert werden, sondern dass ihnen Verwandlung, Zukunft verheißen ist.

Das Glück ist nicht machbar, doch echte Freundschaft fördert es.

Piere Stutzpixabay mother 1327186 1280

Gabriele Hartlieb (Hg.), Das Pierre Stutz Lesebuch,
Freiburg i.Br.: Herder 2013, 188.

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