Daß ich so bald vertrauend bin, kann ich dir nicht versprechen. Ich gab mein Leben gläubig hin Und sah es dann zerbrechen.
Ich will ja nur ein kleines Stück, geheilt von deinen Händen, als neues Unterpfand zurück. Dann mag es milder enden
Jochen Klepper
Jochen Klepper, Ziel der Zeit. Die gesammelten Gedichte, Bielefeld: Luther-Verlag 1980, 21.
Montag der 3. Woche der Fastenzeit
Gaudeamus
wann habe ich mich zuletzt gefreut wann bin ich zum letzten mal aufgelebt habe zum letzten mal das grau übersprungen im dunst die farben geahnt wann gab ich der trauer den abschiedskuss noch immer tief verbunden doch schon auf dem weg in hellere gefilde mit lachendem mund wann habe ich zuletzt den grund gespürt der mich trägt mich bewahrt mich hält
Bruno Pockrandt
Bruno Pockrandt, Eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz. Unterwegs von Advent zu Advent, Offenbach: Offenbacher Editionen 2014, 26.
Werk der Barmherzigkeit: Ich stehe dir bei in deiner Not
Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Trauer und Zweifel treten häufig gemeinsam auf, je tiefer die Trauer, desto verzweifelter ist der trauernde Mensch. Nichts vermag mehr zu tragen, alle Verlässlichkeiten scheinen entschwunden, ein dunkler Schatten liegt über dem Leben, Einsamkeit greift Raum.
Trauer kann alle Menschen treffen: durch den Tod lieber Menschen, in Situationen der Trennung, beim Verlust des Arbeitsplatzes, wenn die Lebensaufgabe genommen ist, die Zukunftsplanung zerrinnt. Wer Trauer überwinden helfen und Hoffnung schenken möchte, muss die bittere Situation der Trostlosigkeit aushalten, geduldig zuhören, das Leid mittragen und dem Verzweifelten nahe bleiben – ohne zeitliche Begrenzung. Das Wort Jesu in der Bergpredigt: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,5) kann dabei Zuversicht schenken. Situationen, die auf Erden nicht lösbar sind, dürfen Gott in die Hände gelegt werden, im Vertrauen darauf, dass er es ist, der „alle Tränen abwischt“ (Offb 7,17).
Es ist gar nicht so einfach, Zweifelnden mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Bei praktischen Fragen helfen Lebens- und Glaubenserfahrung, immer wissend, dass der Mensch, der Rat sucht, in der Annahme der Ratschläge frei ist – sie sind nur ein Angebot. In Lebenssituationen, in denen grundsätzliche Entscheidungen anstehen, geht es um mehr. Da ist es wichtiger, die richtigen Fragen zu stellen als vorschnell Antworten zu geben: „Wer bin ich? Woher komme ich und wohin gehe ich? Warum gibt es das Böse? Was wird nach diesem Leben sein?“ (Johannes Paul II, Enzyklika Fides et Ratio Nr. 1).
Dritter Fastensonntag
Klopfzeichen
in der Traurigkeit für die du keinen Namen findest
in der Unruhe die dich ziellos umhertreibt
in den Träumen die dir schlaflose Nächte bereiten
in dem Heimweh das dich zu Hause befällt
in der Sehnsucht die ausufert nach immer mehr
in all deinem Nichtfinden da sucht ER dich
Andreas Knapp
Andreas Knapp, Weiter als der Horizont. Gedichte über alles hinaus, Würzburg: Echter 2002, 32.
Samstag der 2. Woche der Fastenzeit
annäherung an die wirklichkeit
nicht durchblicken sondern anblicken
nicht im griff haben vielmehr ergriffen sein
nicht bloß verstehen auch zu dir stehen
nicht durchschauen einfach nur anschauen
so werden wir wirklich wir
Andreas Knapp
Andreas Knapp, Gedichte auf Leben und Tod, Würzburg: Echter 2008, 38.
Freitag der 2. Woche der Fastenzeit
Ein Mensch blüht auf
Was gibt es Schöneres als die Anteilnahme am Aufblühen eines Menschen! Das Leben kann uns viel zumuten, uns verhärten und misstrauisch werden lassen.
Welch ein Glück, wenn Menschen dank einer Atmosphäre des Vertrauens sich ansehen lassen und ihren verschlossenen Blick öffnen.
Welch ein Glück, wenn Menschen ihren Schmerz, ihre Enttäuschung anderen mitteilen können und dadurch innere Heilung erfahren.
Welch ein Glück, wenn Menschen spüren, dass sie nicht auf ihre Mängel reduziert werden, sondern dass ihnen Verwandlung, Zukunft verheißen ist.
Das Glück ist nicht machbar, doch echte Freundschaft fördert es.
Piere Stutz
Gabriele Hartlieb (Hg.), Das Pierre Stutz Lesebuch, Freiburg i.Br.: Herder 2013, 188.
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